Verflüchtigend

23. Mai 2011

Im Kopf pocht der Wein vom letzten Abend – als wir uns lachend auf dem Boden wälzten und laut fluchten. Die Bäuche mit Leckereien vollgeschlagen, verdammt zu nahezu völliger Bewegungslosigkeit, krochen wir in Zeitlupe ins Bett. Mit geschlossenen Augen vergrub er seine Nase in meiner Bettwäsche: „Das riecht so gut.“ Ich wusste, mein Bett riecht nach dir – verflüchtigend.

Wir atmen Wärme. Es ist stickig, so eingehüllt. Jeder in seinem Kokon. Seiner raschelt, wenn er sich bewegt. Unruhe vor dem Erwachen? Vorsichtig die verquollenen Augen öffnen. Sein Grinsen blitzt mir entgegen. „Voll gut.“, ruft er und zieht sich den Schlafsack über den Kopf. Ich lächle, während mein Herz über Erinnerungen stolpert: Es ist früh am Morgen. Die Augenringe sind tief. Die Stunden waren kurz. Während du noch schläfst, zähle ich die blauen Flecken der Nacht, trage sie stolz durch den Tag. Du lässt sie nicht verblassen, kümmerst dich um sie – Nachschmecken.


Plötzlich fliegt der Schlafsack durch den Raum. Er nimmt meine Hand, zieht mich aus dem Bett. „Wir müssen dir noch eine Pflanze kaufen.“ Der kalte Holzfußboden kriecht durch die Beine, kühlt den Kopf. Geistesabwesend stoße ich mich an der Bettkante und schaue dem Blau beim Wachsen zu.

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