Greta

27. November 2012

Viele Wochen waren vergangen. Ans Verlieben hatte Greta in dieser Zeit nicht oft gedacht. Eine gewisse Gleichgültigkeit hatte sie ergriffen. „Greta deine Ansprüche sind viel zu hoch. Komm mal runter von deinem Ross“, klang es in ihren Ohren. Sie lachte laut auf. Sarkastisches Schnauben. Die linke Augenbraue zog sie dabei nach oben. Ihre Fassade funktionierte tadellos. Wie sollte sie dieses nicht-fühlen auch erklären, sich und anderen.

Er schlug sie – erst zaghaft, dann heftiger. Der Schmerz wandelte sich in Erregung. Greta lächelte. Es waren die Momente in denen sie spürte, dass ihr Körper noch nicht gänzlich abgestumpft war. Auch wenn sie wusste, dass die Verknüpfung nicht unbedingt alltagstauglich war. Kontrolle abgeben und einfach nur sein – irgendetwas fühlen.

Die Jahreszeiten wechselten. Es war wieder Winter: Frühling – Sommer – Herbst – Winter. Das Herz hatte sich gefangen. Greta war vielen Männern begegnet, doch keiner konnte ihr die Ruhe geben, die so dringend benötigte. Das rastlose Reden hinterließ stets ein Gefühl der Leere. Und Zeitsprünge zum Nachdenken. Darüber was sie wollte.

(via)

Noch bevor sie den Gedanken ausführen konnte: Herzklopfen, Unsicherheit, Nervosität. Völlig unerwartet. Sollte die Weisheit Recht behalten. You always find something when you’re not looking. Mit wirren Gedanken behaftet ging Greta schlafen – und wurde sie auch an allen folgenden Morgen nicht mehr los.

Das Gefühl etwas zu fühlen, machte sie glücklich. Sie wusste nicht was es war, was sie fühlen ließ, nur das es da war. Auch die leisen Zweifel änderten nichts an der Situation. In seiner Ruhe lag ihre, auch wenn sein Schweigen sie verunsicherte. Zerrissen und doch sicher, legte Greta ihren Kopf auf seine Brust. Hielt den Atmen an. Spürte die Wärme, den Herzschlag, die Atemzüge. Das Raue und das Sanfte faszinierten sie. Sonst wollte sie wegrennen, jetzt bleiben.

Und er? Sie konnte einfach nicht in ihm lesen. Aber vielleicht gab es diesen wagen Versuch einer Erzählung auch gar nicht. Oder war es ein Buch, das darauf wartete geschrieben zu werden? Könnte man nicht gemeinsam Buchstaben ordnen, Worte bilden und Sätze aneinander fügen? Einfach etwas riskieren, bevor alles zu Ende gedacht ist, ohne dass es angefangen hat? „Wir fallen alle – müssen nur wieder aufstehen“, flüstert sie.

Greta sucht nach der kleinen Geste von ihm…

Wie lange konnte sie noch in trüben Gewässern tauchen – fürs Gefühl / aus Angst.

Smiltene

18. November 2011

Dreh dich! Dreh dich! Dreh dich!

Fliegend in alle Richtungen des Horizontes.

Schwindelig wippend, kippend.

Keiselnd denken – Fliehkraft des Lebens.

Rockzipfel, die schwebend ziehen am Mittelpunkt.

Taille verzwirbelt.

(via)

Kommt ein Mann ins Zimmer

27. September 2011

 „Kommt ein Mann ins Zimmer“ – Nicole Krauss

“Wenn man jung ist, glaubt man, die Liebe sei die Lösung. Aber sie ist es nicht. Einem anderen Menschen nahe zu sein – so nahe man kann -, verdeutlicht nur die unüberwindliche Distanz, die zwischen einem liegt.” […] “Ich weiß nicht. Wenn das Lieben die Menschen nur einsamer macht, warum wollen es dann alle so sehr?” – “Wegen der Illusion. Man verliebt sich, ist berauscht, und kurze Zeit fühlt man sich wie eins geworden mit dem anderen. Ein Herz und eine Seele. Man glaubt, man würde nie wieder einsam sein. Nur hält es nicht an, und bald wird klar, näher geht es nicht, und man endet bitterlich enttäuscht, so allein wie nie zuvor, weil die Illusion – die Hoffnung an der man all die Jahre festgehalten hat – zerstört ist. […] Aber wissen Sie, das Unglaubliche an uns Menschen ist, dass wir vergessen. […] Es vergeht einige Zeit, irgendwie kriecht die Hoffnung zurück, und früher oder später kommt jemand anders daher, und wir glauben, das ist der Richtige. Dann fängt die ganze Sache wieder von vorne an. So gehen wir durchs Leben, und entweder akzeptieren wir irgendwann die minderwertige Beziehung – man versteht sich nicht vollkommen, aber es läuft passabel -, oder wir streben weiterhin nach vollkommener Vereinigung, machen neue Versuche und scheitern erneut, lassen dabei eine Spur gebrochener Herzen hinter uns zurück, unser eigenes inbegriffen. Am Ende sterben wir so allein, wie wir geboren wurden, haben gekämpft, um andere zu verstehen, um uns verständlich zu machen, aber in dem versagt, was wir einst für möglich gehalten haben.”